Die durchschnittlichen Emissionen der Erlanger*innen belaufen sich derzeit auf ca. 12 to CO2 / Einwohner / Jahr. Die Einflussmöglichkeiten der Stadt Erlangen diese substanziell zu reduzieren und damit gleichzeitig auch zur Dekarbonisierung regionaler Betriebe beizutragen sind begrenzt. Allerdings können allein durch eine neue Erlanger Kultur gepaart mit einem veränderten Lebensstil leicht mehrere Tonnen CO2 eingespart werden - ohne jegliche Zuhilfenahme von Energieeffizienz, Erneuerbaren Energien oder dem Besitz eines E-Autos. Durch Bürgerräte und die Unterstützung vorhandener und neuer Initiativen ist eine positive Kultur von Suffizienz und nachhaltigem Lebensstil in der Stadtgesellschaft bis 2027 zu entwickeln.

Ziel 1. Bürgerumfrage und -analyse zu Konsum- und Ernährungsverhalten

Die Stadt führt in 2021 eine repräsentative Befragung unter 1.000 Erlanger*innen zum Thema „Erlangen klimaneutral“ durch inkl. persönlicher CO2-Bilanz in Zusammenarbeit mit dem Nachhaltigkeitsbeirat bzw. der dort vertretenden „Klimainitiativen“ (FFF, PfF, Energiewende-Verein, BN, u.a. ). Analyse des Konsumverhaltens und Einrichtung eines ständigen CO2-Analyse Tools und CO2-Szenario 2030 im Rathaus und den Stadtteilen (z.B. UBA Software)

Ziel 2. Lebensstilberatung für Stadtteile, Quartiere, Bürger*innen etc. (Circular Society)

Die Stadt bietet ab Anfang 2022 in allen Stadtteilen (Zentrum, Anger/Rathenau, Alterlangen, Sieglitzhof/Buckenhof, Röthelheim/Sebaldus, Bruck, Tennenlohe/Eltersdorf, Frauenaurach/Kriegenbrunn, Büchenbach-Dorf, Büchenbach N/W/Kosbach, Dechsendorf) eine wöchentliche Sprechstunde zu Konsum- und Ernährungsberatung an. Die Themenbereiche und Inhalte orientieren sich an dem Portal fairlangen.org – Nachhaltig leben in Erlangen sowie an den Erfahrungen des aktuell geförderten Bildungsprojekts des Lesecafés (nachhaltige Ernährung)

Ziel 3. Beratung und Förderung von Vereinen, Kultur, Bürgerinitiativen, Stadtteilen etc.

Die Stadt bildet mit Unterstützung von Umweltamt, Experten des Klimaentscheids und Fairlangen bis Ende 2021 ehrenamtliche „Greenscouts“ aus. Diese werden den verschiedenen Stadtteilen bzw. dem Stadtteilbeirat zugeordnet und arbeiten im Netzwerk als zentrale Ansprechpersonen und Berater für die jeweiligen zivilgesellschaftlichen Organisationen. Sie vermitteln Grundwissen und Kontakte zu nachhaltiger Beschaffung, CO2-Bilanz, Kreislaufwirtschaft

Bis Mitte 2021 verändert die Stadt Erlangen die Richtlinien, Vorgaben etc. zur Förderung zivilgesellschaftlicher Organisationen. Diese sind zukünftig an die Einrichtung eines Beauftragten für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, an konkrete Maßnahmenpläne zur Umsetzung von Ressourcen- und Klimaschutz sowie der Zielsetzung „Erlangen Klimaneutral “ gebunden

Ab Anfang 2023 ist eine entsprechende Förderung bzw. Unterstützung dieser Organisationen nur noch möglich, wenn ein konkreter Meilensteinplan zur Zielerreichung „Organisation XY Klimaneutral 2027“ vorliegt. 

Ziele 4. Selbstverpflichtung und Einrichtung eines Ernährungsrats

Die Stadt Erlangen unterstützt ab 2021 den Aufbau eines Ernährungsrats, analog der Städte Frankfurt, Marburg oder Köln, um zu einer Ernährungswende im Stadtgebiet und Umland beizutragen. Der Erlanger Ernährungsrat setzt sich dabei für eine sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Agrar- und Ernährungswende innerhalb der Stadt, die Bürger*innen, Unternehmen etc. ein. Er schafft Strukturen, damit die Erzeugung und der Verbrauch von Lebensmitteln wieder regionaler werden. Die Stadt fördert dabei eine kommunale Politik für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem (Urban Food Policy Pact). Der Rat ist dabei der wichtigste Unterstützer für einen holistischen Ansatz in der Ernährungspolitik. Er holt die Akteur*innen des Ernährungssystems (Landwirte*innen, SOLAWI, Gaststätten, Konsument*innen etc.) in einem kooperativen Gremium an einen Tisch. Der Ernährungsrat soll bis spätestens Ende 2021 etabliert sein.

Spätestens ab Anfang 2022 werden in Kantinen und Mensen der Stadt (Kindergärten, Schulen usw.) und ihrer Eigen- und Tochterbetriebe sowie bei Veranstaltungen dieser Einrichtungen nur Essen und Trinken aus Ökolandbau angeboten. Zudem soll das Essen fleischarm sein und immer mindestens ein vegetarisches sowie ein veganes Gericht enthalten.

Ab 2023 verpflichten sich die Stadt Erlangen und der zuvor gegründete Ernährungsrat die Verantwortung für die Zukunftsfähigkeit des Ernährungssystems unserer Stadt zu übernehmen (Kommunale Ernährungsdaseinsvorsorge). Mit Hilfe von Arbeitsgruppen werden Strategien und Maßnahmen für ein nachhaltiges, sicheres, biodiverses, klimaschonendes, faires System zur Versorgung der städtischen Bevölkerung mit gesunden Lebensmitteln entwickelt.

Ziel 5. ZeroWaste Kampagne mit Unterstützung dezentraler Bürger-Servicestellen zur Schließung des Konsum- und Ressourcenkreislaufs

Die Stadt unterstützt ab 2021 organisatorisch, kommunikativ und mit finanzieller Unterstützung (s. Steuern und Abgaben) die Einrichtung von Plattformen (z.B. nebenan.de) und Initiativen die sich um die einfache Schließung von Stoff- bzw. Konsumkreisläufen im Stadtgebiet kümmern (Repair-Cafés s. Anhang, dezentrale Tauschräume für Möbel, Elektronikprodukte, Kleidung, Spielsachen etc.). Zusammen mit einer lokalen Agentur wird eine Kommunikationskampagne für müll- und plastikfreies Leben in Erlangen gestartet. Die Stadt richtet eine zentrale Stelle für gebrauchte Konsumgüter für Inhaber*innen des Erlangen-Pass ein. 

Ziel 6. Umbau der Müllumladestation am Hafen in einen Mehrwerthof der Stadtgesellschaft

Die Stadt baut ab 2022 den Entsorgungsort der Stadt Erlangen zu einem Dreh-, Angel- und regelmäßigen Treffpunkt für die zirkuläre Stadtgesellschaft um. Gemeinsam mit dem Umweltamt und lokalen Initiativen sowie Bürger*innen wird der Ort in den nächsten fünf Jahren zu einer Einrichtung, um Ressourcen in Kreisläufe bzw. neue Verwendungen zu überführen. Die Praxis des Wiederverwendens, Reparierens, Teilens, Lernens u.v.m. sollen am Mehrwerthof und weiteren dezentralen Räumen in den Stadtteilhäusern einen Raum finden. Analog der GGFA soll dabei ein besonderer Schwerpunkt auf der Integration und Ermächtigung sozial benachteiligter Menschen stehen. Der „Hafen“ soll von einer „stinkenden“ Müllumladestation zu einem Zentrum eines am Kreislaufdenken orientierten kommunalen Handelns werden, zum „1.Erlanger Zentrum für Circular Society“. 

Ziel 7. Leitbild und -kultur der Stadt Erlangen – Auf dem Weg in die Circular Society

Die Stadt erweitert das Leitbild der Stadt von „Offen aus Tradition“ in z.B. „Offen aus Tradition und für Transformation“. Dafür organisiert sie Mobilisierungsmaßnahmen, Workshops etc. in den Stadtteilen und der gesamten Stadtgesellschaft, so dass nachhaltiger Konsum, Ernährung und generell Suffizienz ein wesentlicher Teil der Erlanger Lebenskultur werden. Sh. auch Kapitel “Mobilisierung”.

Meilensteine Konsum und Ernährung

2021: Aufbau einer ehrenamtlichen Stadtteilberatung zum Thema „nachhaltiger Konsum“

(Expertenteam z.B. aus Fairlangen, N-Beauftragte Stadt Erlangen, Kirchenvertreter, FFF)

2022: Erste Tagung des Ernährungsrats inkl. Deklaration der Stadt Erlangen bzgl. seiner Verantwortung zur Zukunftsfähigkeit des regionalen Ernährungssystems

2023: Einweihung des umgebauten „Hafens“ in einen interaktiven Mehrwerthof und Erlebnis-Plattform für die Circular Society der Zukunft

2025: 40% Ausgaben der ErlangerInnen für ökologische bzw. reparierbare Produkte

(durchschnittl. Ausgaben für Konsum auf ca. 2.000 €/a bzw. 0,7 t CO2 / Einwohner / Jahr gesunken)

2026: 80% der Ernährung der ErlangerInnen bzw. Angebote der Erlanger Gastronomie sowie in Schulen und Bildungseinrichtungen umgestellt auf Bio, regional und saisonal mit einem Schwerpunkt auf vegetarischer und veganer Kost in Kooperation mit heimischen Bio-Landwirten (durchschnittl. Budget für Ernährung auf ca. 1,0 t CO2 / Einwohner / Jahr gesunken)

2027: 80% Ausgaben der ErlangerInnen für ökologische bzw. reparierbare Produkte (durchschnittl. Ausgaben für Konsum auf ca. 1.000 €/a bzw. 0,35 t CO2 / Einwohner / Jahr gesunken) 

Quellen

[1] Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, (2019); Circular Economy – Kreisläufe schließen, heißt zukunftsfähig sein;

[2] VDMA Band 5 in Kooperation mit Fraunhofer ISI (2020); Circular Economy 4.0 – Zukunftsbilder 2030 für den Maschinen und Anlagenbau,

[3] European Commission (03/2020); Circular Economy Action Plan – For a cleaner and more competitive Europe

[4] Pendo (2007); Pendos CO2-Führer - Die CO2-Tabelle für ein klimafreundliches Leben

[5] Christof Drexel (2018); Zwei Grad. Eine Tonne – Wie wir das Klimaziel erreichen;

[6] Felber, Christian (2008), Neue Werte für die Wirtschaft, Wien

[7] Kranert, Martin (Hrsg.) (2018), Einführung in die Kreislaufwirtschaft, 5.Aufl., Stuttgart

[8] Paech, Nico (2012), Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, 1.Aufl., Oldenburg

[9] Raworth, Kate (2018), Doughnut Economics, 1. Aufl., London

[10] Seidl, Irmi und Zahrnt, Angelika (2010), Postwachstumsgesellschaft, 1.Aufl., Marburg

[11] Takacs, Fabian et al. (2020), Business Modell Innovation for the Circular Economy, St. Gallen

[12] Von Weizsäcker, Ernst Ulrich (2010), Faktor Fünf, 1.Aufl., München

[13] https://socialdesign.de/portfolio/mehrwerthof-markt-schwaben

[14] https://www.fairlangen.org/

[15] https://socialdesign.de/portfolio/mehrwerthof-markt-schwaben