Am Mittwoch, 27. September 2023 fand die von unserer Initiative gemeinsam mit dem Verein Energiewende ER(H)langen e.V. organisierte Podiumsdiskussion „Wann und wie wird die Wärmeversorgung der Erlanger Stadtwerke klimaneutral“ im E-Werk statt. Ca. 80 interessierte Besucherinnen und Besucher folgten den Ausführungen des hochkarätig besetzten Podiums und brachten sich mit eigenen Fragen ein. Anlass der Veranstaltung war eine Studie zum Umbau der Fern- und Nahwärmeversorgung in Erlangen auf regenerative Wärmeerzeugung, die die Stadtwerke im Juni dieses Jahres vorgestellt hatten. Gemäß den Ausführungen der Firma Steag, die mit der Erstellung der Studie beauftragt war, sei eine klimaneutrale Wärmeversorgung durch die Erlanger Stadtwerke nicht vor 2045 möglich. Und selbst dies wäre noch sehr ambitioniert. Nachdem dies in diametralem Missverhältnis zu den vom Stadtrat beschlossenen Ziel der Klimaneutralität der Stadt Erlangen bis 2030 steht, die Firma Steag mit über 70-jähriger Geschichte in der fossilen
Energiewirtschaft nicht zu den innovativsten Unternehmen zählt und viele andere Stadtwerke ambitioniertere Ziele für die Umstellung ihrer Wärmeversorgung haben, wollten wir das Ergebnis kritisch hinterfragen und mögliche Fehlannahmen und unbeleuchtete Optionen aufzeigen lassen. Auf dem Podium wurden dann schließlich verschiedene Alternativen diskutiert, aber auch aktuelle Hürden aufgezeigt.

Als Antwort auf unseren offenen Brief an Oberbürgermeister Florian Janik erhielten wir von den ESTW eine Einladung zur Vorstellung der Studie „Umbau der Fern- und Nahwärmeversorgung in Erlangen auf regenerative Wärmeerzeugung“.

Termin: Dienstag, den 13.06.2023, um 17 Uhr
Ort: ESTW Erlanger Stadtwerke AG,
Äußere Brucker Str. 33, Erlangen (voraussichtlich) im Kasino

 

Zahlreiche Initiativen, Vereine und Verbände haben sich in Bezug auf den bevorstehenden Stadtratsbeschluss zum Maßnahmenkatalog "Klima-Aufbruch" zusammengeschlossen und Ihnen einen offenen Brief geschrieben. Einige Personen davon waren als Stakeholder:innen auch am Prozess Klima-Aufbruch Erlangen beteiligt.

Erlangen klimaneutral zu gestalten ist das Ziel der Initiative Klimaentscheid Erlangen. Den Weg dahin beschreibt die Initiative mit diesem Maßnahmen-und Zielkatalog unter Berücksichtigung der von der Stadt Erlangen selbst beauftragten und im Sommer 2020 veröffentlichen Studien (Transformations- und Grundlagenstudie, Prof. Miosga).

Der von der Initiative Klimaentscheid Erlangen vorgelegte Zielkatalog zeigt für die Stadt Erlangen konkrete Maßnahmen und Zwischenziele auf, mit denen in allen Handlungsfeldern, die Klimawende erfolgreich umgesetzt werden könnte.

  • Klimawandel ist kein individuelles, sondern vielmehr ein systemisches Problem.
  • Klimaschutz verlangt neue Regeln und neue Rahmenbedingung. 
  • Es ist Aufgabe der Politik und der Verwaltungen Regeln und Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Ziele des Pariser Klima-Abkommens einer maximalen Erwärmung von 1,5 Grad Celsius einzuhalten 
  • Die Industrie ist wiederum selbst gefordert, ihre Prozesse, ihren Energieverbrauch, ihre Lieferketten und ihre Produktionsverfahren zu modifizieren, um die Zielsetzungen der Pariser Klimaziele zu erfüllen.

  

* Abb.: CO2-Emissionen Deutschland und deren Herkunftsquellen

Allein das Streichen klimaschädlicher Subventionen würde 55 Milliarden Euro bundesweit einsparen. Geld, das durch sinnvolle Investitionen in erneuerbare Energien, ernergetische Sanierung und öffentlichen Nahverkehr uns allen zugutekommen könnte. Sowohl gesetzliche Rahmenbedingungen, wie bei Rot an einer Ampel stehen zu bleiben, als auch lokale Verordnungen einer Stadt oder Gemeinde für Verkehr und Bauen haben sich bestens bewährt und erleichtern unser tägliches gesellschaftliches Leben.

Ganz Deutschland, jedes Bundesland, jede Stadt und jede Gemeinde muss ihren Beitrag zur CO2-Reduzierung leisten, um die Pariser-Klimaziele von 1,5-Grad Celsius einhalten zu können.

Es sind von der Stadt Erlangen Maßnahmen zu beschließen, die in der Summe zwar viel Veränderungsbereitschaft verlangen, das Leben der Allermeisten aber keinesfalls schlechter machen. Im Gegenteil: Intelligenter Klimaschutz ist keine Verzichtsorgie! Klimaschutz ist der Schlüssel zu einer lebenswerten und gerechten Gesellschaft der Zukunft, die neue und zukunftssichere, neue Arbeitsplätze schafft. Vor allem dann, wenn umgehend gehandelt und die ohnehin knappe Zeit effizient genutzt wird, um notwendige Veränderungsprozesse zu starten. Ohne wenn und aber!

*Abb.: Informations- und Wissenslücken auf dem Weg zur Zielerreichung

Für die Umsetzung der notwendigen, ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen könnte die Stadt Erlangen eine Vielzahl von Akteuren aus den Bereichen der Universität, der Wirtschaft und Zivilgesellschaft einbinden, um gemeinsam Aktivitäten zu bündeln.

Diesen Versuch der Konsensbildung auf breiter Ebene haben bis heute weder der OB Janik und die Stadtverwaltung noch die Regierungsparteien unternommen , auch fast zwei Jahre nach Ausrufen des Klimanotstandes nicht.

Es fehlt bis heute ein interdisziplinäres Gremium (oder Projektgruppe) welche(s) sich regelmäßig mit den Zielsetzungen der Klimaneutralität auseinandersetzt, gemeinsame Vorschläge erarbeitet und die Klimaneutralität für die Stadt Erlangen gestaltet und umsetzt!

Diese Tatsache ist um so unverständlicher, da die Stadt Erlangen durch das vorhandene Know-how im Umfeld und durch die schon vorliegenden Ergebnisse der Studien von Prof. Miosga alle Voraussetzungen erfüllt, um das Großprojekt mit dem Ziel der Klimaneutralität für Erlangen mit konkreten Weichenstellungen und Maßnahmen zu starten. Gemäß Aussagen der Stadt stehen auch ausreichende Geldmittel zur Verfügung um die Klimaneutralität zu erreichen. Es fehlt jedoch bis heute eine Projektstruktur mit einem Projektmanagement innerhalb der Stadtverwaltung, um diese komplexe Aufgabe der nächsten 10 Jahre zu bewältigen.

  • Es haben zur jetzigen Zeit große Teile der Politik, des Stadtrats, der Stadtverwaltung, und der Wirtschaft vorwiegend nicht unbedingt mehr ein Erkenntnisproblem, sondern vielmehr eine Umsetzungs- und Handlungsproblem.
  • Noch fehlt es am politischen Willen eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Haben Sie Mut und schreiten Sie zu Taten!
  • Schaffen Sie eine lebenswerte klimafreundliche und sichere Zukunft für uns, unsere Kinder und Enkelkinder. 

  

  • Das noch vorhandene CO2-Rest-Budget um eine Temperaturerhöhung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen ist wissenschaftlich unstrittig definiert.

  • Wird dieses Rest-Budget nicht eingehalten, geraten die Folgen des Klimawandels außer Kontrolle bzw. können irreversibel werden

  • Das uns in Deutschland verbleibende Rest-Budget von 4,2 Gigatonnen CO2 ist in den nächsten 10-15 Jahren je nach Berechnungsmodellen, CO2-Reduzierungen durch Klimaschutzmaßnahmen und verbleibenden Unsicherheiten (früher eintretende Kipppunkte: z.B  Auftauen der Permafrostböden) für Deutschland verbraucht.

  • Das Positive: die Technologien, das Wissen und das Können sind vorhanden, um das Ziel der CO2 Reduzierung in den Hauptsektoren zu erreichen.

  • Diese Grafik ist ein sehr guter Anhaltspunkt --> bis dahin muss der Umbau der Wirtschaft komplett vollzogen sein!
  • Wer zu spät mit dem Umbau beginnt, den bestraft das Leben --> der Klimawandel gerät außer Kontrolle, mit Temperaturerhöhungen von bis zu 5-7 Grad Celsius
    • die Welt wäre nicht mehr die, die wir kennen und lieben

Sie müssen sich das sehr stark vereinfacht ungefähr so vorstellen: Sie haben ein Budget für einen 14-tägigen Urlaub. Wenn Sie überproportional viel Geld in den ersten Tagen ausgegeben haben, fehlt das Geld in den letzten Tagen. Bis zum Ende des Urlaubs wird es dann sehr eng bzw. sehr „ungemütlich“. 

Die einhellige Meinung der wissenschaftlichen Studien, Fachgesellschaften, Akademien und Institute zeigt jedoch, dass die jetzigen Maßnahmen der Bundesrepublik sowie der Kommunen nicht ausreichen, um die von ihr bzw. von vielen Kommunen richtigerweise selbst gesetzten Ziele zu erreichen. Die Pariser Klimaziele werden zudem deutlich verfehlt:

  • weder der bisher geplante Ausbau und Umbau in den Sektoren Energiewirtschaft mit erneuerbaren Energien wie Windkraft und Solarenergie
  • noch der Umbau des Verkehrs hin zu mehr E-Mobilität und zu einem größeren Ausbau des ÖPNV und Bahn 
  • noch die Förderung des Strukturwandel in der Industrie

reichen aus, um die eigenen nicht ambitionierten Ziele zu erfüllen. Von daher ist es jetzt wichtig die richtigen Weichen für das 1,5-Grad Ziel zu stellen.

Wir fordern von der Politik in Erlangen mutiges vorgehen und tatkräftige Umsetzung, um die weitreichenden und beispiellosen Veränderungen endlich angehen und umsetzen zu können!

"Denn was wir heute tun, entscheidet, wie die Welt morgen aussieht" Boris Pasternak

Klimawandel ist durch den Menschen gemacht. Das Gute daran ist: Diese Generation kann die Klimakrise noch selbst entschärfen.

Dafür bleibt nicht viel Zeit. Das 1,5-Grad-Ziel erfordert daher rasche, weitreichende und beispiellose Veränderungen unserer Gesellschaft.

Das Ziel ist dennoch technisch machbar, finanziell tragbar und rechnet sich langfristig.

  • Die Energieversorgung mit erneuerbaren Energien wird sogar günstiger als heute.
  • Regenerative Energien und alternative Techniken zur Wärme- und Energiegewinnung stehen ausreichend zur Verfügung.
  • Zudem gibt es viele weitere marktreife Innovationen zur CO2 Reduktion, die sofort umgesetzt werden sollten. 

All dies schafft neue zukunftsorientierte Arbeitsplätze. Der notwendige Strukturwandel, mit den zu leistenden Investitionen in eine umweltfreundliche und nachhaltige Wirtschaft, ist um ein Vielfaches günstiger als die Kosten, die durch den Klimawandel (Umweltzerstörung, Dürren, Überschwemmungen, Hurrikanes etc.) und dessen gesundheitlichen Folgen entstehen werden. Je länger wir warten, desto teurer wird es.

                                                                                           

*Abb. CO-Emmisionen Deutschland pro Person

Es ist ein Mythos, den Klimawandel vor allem durch individuelles Wohlverhalten stoppen zu können. Das hat die letzten vierzig Jahre schon nicht funktioniert.

Trotzdem können wir als Bürger*innen nicht so weitermachen wie bisher. Wir können und müssen etwas in unserem Verhalten ändern:

  • Maßvoller Konsum und bewusste Nutzung der vorhandenen Ressourcen sollte unser Denken bestimmen
  • Zu einem Öko-Stromanbieter wechseln,
  • Fahrrad, Bahn und ÖPNV nutzen, weniger und verbrauchssparend Auto fahren, weniger fliegen, 
  • Investitionen in regenerative Energien (E-Mobilität, PV-Anlagen, Wärmepumpen, Wärmedämmung) tätigen
  • Bio- und regionale Produkte wählen, weniger Fleisch essen

Das alles wird noch nicht ausreichen! Es ist jedoch keine Revolution notwendig. Es muss weder auf das Auto noch auf das beliebte Schnitzel verzichtet werden.

Engagieren Sie sich in Parteien und Organisationen, die ein klares Bekenntnis zum Pariser-Klima-Abkommen äußern und sich auch in ihren politischen Entscheidungen und strategischen Weichenstellungen für die Einhaltung des 1,5-Grad Ziels uneingeschränkt einsetzen.

Der Artikel auf Spiegel.de zeigt eindrucksvoll die Konsequenzen der globalen Erwärmung. Ein Umsteuern ist jetzt notwendig!

Die Initiative fordert sowohl den OB Janik und die Stadtverwaltung als auch die Mitglieder des Stadtrates auf, sich mit dem vorliegenden Zielkatalog intensiv zu beschäftigen und die Inhalte in den Beschlusstext für den Stadtratsbeschluss "Erlangen klimaneutral " erstmals am 26. November 2020 und in weiteren Beschlüssen in der Folge aufzunehmen und umzusetzen.

Wir fordern Mut zu Taten, die zu spürbaren und sichtbaren Veränderungen und zu einer "Aufbruchstimmung Klimawende" führen.

Um Erlangen gemeinsam klimaneutral zu gestalten, stehen die Vertreter*innen der Initiative sowohl der Stadtverwaltung als auch den Fraktionen im Stadtrat für Fragen und Antworten, sowie einer konstruktiven Mitarbeit in den nächsten Jahren zur Verfügung.

Wer die Zukunft klimaneutral aktiv mit gestalten möchte kann sich bei uns sehr gerne einbringen.

Wir freuen uns über weitere aktive Mitgestalter*innen.  

Gerne auch aus den schon u.g. unterstützenden Organisation und Initiativen oder interessierte Einzelpersonen, die sich mehr für Klimaschutz einbringen wollen.  

Meldet Euch unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

In der Initiative sind aktuell mehr als zwei Dutzend Personen unterschiedlicher Initiativen und Organisationen, die sich für den Klimaschutz in Erlangen einsetzen, sowie nichtorganisierte Personen aktiv.